Zerstörungsfreie Prüfung von Verbundwerkstoffen

Zerstörungsfreie Prüfverfahren für Verbundwerkstoffe

Verbundwerkstoffe sind innovative Substanzen, die durch die Kombination verschiedener Materialien entstehen, um ihre Eigenschaften zu optimieren. Das Gebiet entstand in den 1940er Jahren mit der Einführung glasfaserverstärkter Kunststoffe (allgemein als Fiberglas bezeichnet) und wurde seitdem um fortschrittliche Materialien wie Kohlenstofffasern, Graphitfasern, Borfasern und später Aramid- und Siliziumkarbidfasern erweitert. Die Verwendung von Verbundwerkstoffen hat in Branchen wie der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie, dem Bauwesen, der Elektronik und der erneuerbaren Energien zugenommen. Dieser Nachfrageschub unterstreicht die Notwendigkeit robuster Prüfmethoden, um die Materialintegrität und -leistung sicherzustellen. Die zerstörungsfreie Prüfung (ZfP) ist ein wesentliches Verfahren in der Verbundwerkstoffindustrie, da sie eine Prüfung ermöglicht, ohne das Material zu beschädigen oder zu verändern. Im Folgenden untersuchen wir mehrere weit verbreitete zerstörungsfreie Prüfmethoden zur Bewertung von Verbundwerkstoffen.


1. Visuelle Inspektion

Die grundlegendste Methode zur Bewertung von Verbundwerkstoffen ist die Sichtprüfung. Durch die Betrachtung von Oberflächen unter Lichteinfall aus flachem Winkel können Prüfer sichtbare Defekte wie Kratzer, Falten, Brückenbildung, Oberflächenporosität, Delamination und thermische Schäden erkennen.

Vorteile:

  • Schnell und kostengünstig.
  • Reduziert die Abhängigkeit von zusätzlichen Tests und spart Zeit und Geld.

Einschränkungen:

  • Beschränkt sich auf Oberflächendefekte und kann Probleme unter der Oberfläche übersehen.

2. Tippen Sie auf Testen

Bei dieser Methode wird mit einem Hammer oder einer Münze leicht auf die Verbundoberfläche geklopft, um Anomalien anhand der akustischen Rückmeldung zu erkennen. Ein scharfer, metallischer Klang weist auf strukturelle Integrität hin, während ein dumpfer „Schlag“ auf Delamination oder Hohlräume hinweist.

Vorteile:

  • Einfach und kostengünstig.
  • Wirksam für dünne Laminate unter 3,05 mm.

Einschränkungen:

  • Unwirksam bei dicken Strukturen.
  • Kann zu falschen Positivergebnissen führen, wenn die Rückseite der Struktur mit anderen Komponenten verbunden ist.

3. Ultraschallprüfung (UT)

UT gilt allgemein als die effektivste NDT-Methode und verwendet hochfrequente Schallwellen zur Beurteilung der Materialintegrität.

Techniken:

  • Impuls-Echo: Sendet und empfängt Tonimpulse von einer einzelnen Sonde.
  • Durchübertragung: Verwendet separate Sonden zum Senden und Empfangen von Wellen auf gegenüberliegenden Seiten des Laminats.

Anwendungen:

  • Erkennt Risse, Delaminationen und Hohlräume.
  • Erzeugt detaillierte Scans, einschließlich A-Scan, C-Scan und erweiterte ANDSCAN-Bilder für eine genaue Diagnose.

4. Röntgenprüfung (RT)

Bei dieser Methode werden Röntgen- oder Gammastrahlen verwendet, um Verbundwerkstoffe auf innere Defekte wie Hohlräume, Einschlüsse und Risse zu untersuchen.

Anwendungen:

  • Wirksam zum Erkennen großer Hohlräume, ungleichmäßiger Faserverteilung und falscher Faserausrichtung.
  • Am besten für mitteldicke Teile.

Einschränkungen:

  • Orientierungsabhängig; Delaminationen, die nicht senkrecht zum Röntgenstrahl verlaufen, bleiben möglicherweise unentdeckt.
Zerstörungsfreie Prüfung von Verbundwerkstoffen

5. Shearografie

Die Shearografie ist eine laserbasierte optische Methode, mit der durch Defekte verursachte Verformungen außerhalb der Ebene erkannt werden. Unter verschiedenen Belastungsbedingungen (thermisch, mechanisch, Vakuum usw.) werden Spannungsmuster erzeugt, um Probleme unter der Oberfläche zu lokalisieren.

Vorteile:

  • Identifiziert schnell Defektstellen.
  • Ergänzend zur Ultraschallprüfung zur Tiefenanalyse.

6. Schallemission (AE)

AE überwacht Spannungswellen, die während der Materialbelastung entstehen, um Schadensverlauf und Versagensmechanismen zu beurteilen.

Vorteile:

  • Bewertet die allgemeine Materialqualität und -stärke.
  • Bietet Echtzeitinformationen zum Schadenswachstum während mechanischer Tests.

Analysemethoden:

  • Parameteranalyse: Zeichnet Eigenschaften wie Amplitude und Energie auf.
  • Wellenformanalyse: Identifiziert Schadensarten basierend auf Frequenzmerkmalen.
  • Spektralanalyse: Konvertiert Zeitbereichsdaten in Frequenzbereichsdaten, um erweiterte Einblicke zu ermöglichen.

7. Akustisch-Ultraschallprüfung (AU)

Diese Hybridtechnik kombiniert akustische und Ultraschallmethoden, um verteilte Defekte und ihre Auswirkungen auf die Materialleistung zu bewerten.

Vorteile:

  • Erkennt Schadensakkumulation durch Ermüdung oder Stöße.
  • Wirksam für die Beurteilung von Klebeschnittstellen bei der Verbund-Metall-Verbindung.

Anwendungen:

  • Ermöglicht eine umfassende Beurteilung der strukturellen Integrität.

8. Wärmebildgebung

Mithilfe von Infrarottechnologie und Wärmedifferenzen erkennt die Wärmebildgebung Oberflächen- und Untergrunddefekte. Gepulste Infrarotthermografie kann Schäden wie Delamination, Porosität und Klebstofffehler in dünnen Verbundlaminaten oder Strukturen mit komplexen Formen aufdecken.

Vorteile:

  • Berührungslos, in Echtzeit und hocheffizient.
  • Ideal für Komponenten, die bei Ultraschallprüfungen nicht für die Wasserimmersion geeignet sind.

Die Infrarot-Wärmebildgebung ist ein leistungsstarkes Werkzeug zum Erkennen von Defekten in Verbundwerkstoffen. Durch die Analyse von Temperaturschwankungen auf der Materialoberfläche werden versteckte Fehler effektiv identifiziert, was sie zu einer wichtigen Methode bei der zerstörungsfreien Prüfung (ZfP) macht. Nachfolgend finden Sie konkrete Beispiele und detaillierte Erklärungen zu den praktischen Anwendungen.


Fall 1: Delamination in Verbundplatten für die Luft- und Raumfahrt erkennen

Szenario: Verbundwerkstoffe werden häufig in Flugzeugstrukturen verwendet, um Gewicht zu reduzieren und die Treibstoffeffizienz zu verbessern. Delamination, oft verursacht durch Stöße oder Ermüdung, ist ein häufiges Problem.
Lösung: Infrarot-Wärmebildgebung ermöglicht eine schnelle und nichtinvasive Inspektion von Verbundplatten ohne Demontage des Flugzeugs.
Verfahren:

  1. Auf die Verbundplatte wird eine kontrollierte Wärmequelle, beispielsweise eine Wärmelampe oder eine Impulsheizung, angewendet.
  2. Eine Infrarotkamera erfasst thermische Reaktionen beim Abkühlen des Materials.
  3. Bereiche mit Delamination weisen eine verzögerte Abkühlung auf, da eingeschlossene Luft als Isolierung wirkt.
    Ergebnis: Mit dieser Methode werden der genaue Ort, die Größe und der Schweregrad von Delaminationen ermittelt, sodass präzise Reparaturen möglich sind und Ausfallzeiten reduziert werden.

Fall 2: Beurteilung der Haftqualität an Rotorblättern von Windkraftanlagen

Szenario: Die Rotorblätter von Windturbinen bestehen aus Verbundwerkstoffen und benötigen für ihre strukturelle Integrität eine starke Haftung. Eine schlechte Haftung kann zu Ausfällen führen.
Lösung: Mithilfe der Infrarot-Wärmebildgebung lassen sich abgetrennte Bereiche entlang der Rotorblattlänge leichter identifizieren.
Verfahren:

  1. Die Hitze wird gleichmäßig auf die gesamte Klingenoberfläche übertragen.
  2. Eine Infrarotkamera erfasst Wärmemuster, um thermische Anomalien in getrennten Bereichen zu erkennen.
    Ergebnis: Getrennte Abschnitte werden deutlich visualisiert. Dadurch wird sichergestellt, dass die Reparaturen korrekt durchgeführt werden und die Rotorblätter den Sicherheitsstandards entsprechen.

Fall 3: Prüfung von Automobilkomponenten

Szenario: Automobilhersteller verwenden Verbundwerkstoffe in Karosserieteilen und Strukturkomponenten, bei denen Mängel wie Risse oder Porosität die Sicherheit und Leistung beeinträchtigen können.
Lösung: Mithilfe der Wärmebildgebung werden diese Defekte bereits im Herstellungsprozess erkannt.
Verfahren:

  1. Neu geformten Verbundteilen wird ein Wärmeimpuls zugeführt.
  2. Infrarotkameras überwachen die Wärmeverteilung und markieren Bereiche mit Defekten, wie etwa harzreiche Zonen oder Hohlräume.
    Ergebnis: Fehlerhafte Komponenten werden frühzeitig identifiziert, was die Produktqualität verbessert und den Ausschuss reduziert.

Fall 4: Berührungslose Inspektion von Verbundbrücken

Szenario: Verbundbrückendecks müssen regelmäßig auf Delamination und Wassereintritt überprüft werden, um die strukturelle Sicherheit zu gewährleisten.
Lösung: Die Infrarot-Wärmebildgebung bietet eine berührungslose Methode für großflächige Brückeninspektionen.
Verfahren:

  1. Sonnenlicht oder künstliche Wärme erwärmen die Oberfläche des Brückendecks.
  2. Infrarotkameras zeichnen Temperaturschwankungen auf und identifizieren Bereiche mit Feuchtigkeit oder Delamination.
    Ergebnis: Inspektoren können den Zustand des Decks beurteilen, ohne den Verkehr zu stören, und so Zeit und Ressourcen sparen.

Vorteile der Infrarot-Wärmebildgebung in Zerstörungsfreie Prüfung
  1. Nicht-invasiv und berührungslos: Ideal für zerbrechliche oder großflächige Strukturen.
  2. Ergebnisse in Echtzeit: Bietet sofortiges Feedback zu Defektort und Schweregrad.
  3. Vielseitigkeit: Geeignet für verschiedene Verbundwerkstoffe und Bindungsarten.
  4. Kosteneffizient: Reduziert den Bedarf an Demontage oder umfangreicher Vorbereitung.
  5. Verbesserte Sicherheit: Eliminiert die mit invasiven Testmethoden verbundenen Risiken.

Abschluss

Die Infrarot-Wärmebildgebung revolutioniert die Prüfung von Verbundwerkstoffen in allen Branchen. Ihre Fähigkeit, Defekte wie Delamination, Ablösung, Porosität und Feuchtigkeitseintritt zu erkennen, gewährleistet die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Verbundstrukturen. Diese fortschrittliche Technologie spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Produktqualität und strukturellen Integrität bei gleichzeitiger Minimierung von Kosten und Ausfallzeiten.
Verbundwerkstoffe sind für viele Branchen von entscheidender Bedeutung und ihre Prüfung erfordert Präzision und Vielseitigkeit. Durch den Einsatz dieser NDT-Methoden können Hersteller und Ingenieure die Zuverlässigkeit, Sicherheit und Langlebigkeit ihrer Produkte gewährleisten und so zu Fortschritten in der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie, dem Bauwesen und darüber hinaus beitragen.

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